Ha, reingefallen!
Wie mein Ego beim Thema Rassismus in die Falle tappte
Das habe ich noch nie gemacht: Einen Blogartikel neu geschrieben. Take two sozusagen. Aber es muss sein, um wieder in den Spiegel schauen zu können.
Die letzten Tage waren eine Achterbahn der Gefühle und vor allem voller Lebenslektionen at first hand. Am 31.5. machte ich in meinem ersten Artikel meiner Wut über Rassismus Luft und bat alle Menschen in meinem Umfeld zu gehen, wenn sie meine Werte nicht teilten. Ich schrieb Instagram Posts, um mein Umfeld zu mobilisieren. 3 Tage später bröckelte meine Wand schon, die ich hochgezogen hatte. Ich löschte die ersten Instagram Posts wieder und drehte stattdessen Videos. Video Nummer 1, um mit Andersdenkenden (auch Rassisten!!) ins Gespräch zu kommen, und Video Nummer 2, um für mehr Mitgefühl bei meinen weißen Freunden zu werben.
8 Tage später fällt mein Ego lachend vom Stuhl und ich schreibe den Artikel noch einmal. Diesmal mit Demut und in Ruhe. Frei von Emotionen, die das Thema Rassismus bei mir getriggert haben.
Einfach mal die Fresse halten
Ich erkenne meine Verblendung. Mein Bild von mir, das keine rassistischen, unterdrückenden Anteile an mir zuließ. Ich erkenne mein aufgeplustertes Ego, das auf andere Menschen schaute und es eigentlich nur gut meinte. Es wollte auf einen kritischen Zustand in unserer Gesellschaft aufmerksam machen und den Menschen, die ich LIEBE, zur Seite stehen. Aber ich erkenne auch, dass es vor allem eins wollte: Von mir selbst ablenken. Denn der Blick nach Innen würde Schmerzen bedeuten.
Ich tat es zum Glück trotzdem, stellte mich hin und sagte laut: „Wut, komm! Ich bin bereit, hinzuschauen. Ich bin bereit, mir etwas zeigen zu lassen. Etwas, dass ich nicht sehen kann oder will.“ Je lauter meine Wut also wurde, desto stiller wurde ich. Ich kenne mein Ego gut, das gerne davon galoppiert und die Zügel übernimmt. Ich musste also konsequent bleiben. Ich machte Übungen, um zurück in meinen Körper zu kommen, informierte mich und vor allem folgte ich dem Rat vieler schwarzer Freunde, die sich zu Wort meldeten: Einfach mal zuhören.
Ein Leben außerhalb von Instagram
In den letzten Tage konnte ich beobachten, wie sich völlig Fremde auf der Grundlage eines Instagram Posts harte Vorwürfe über Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Sexismus und Gewaltbereitschaft an den Kopf warfen. Ich glaube, Menschen sind komplexer als ihre Instagram Profile. Deshalb habe ich entschieden, mein Profil nicht mehr dafür zu nutzen, Beiträge zu Tugenden zu verschicken oder mit meiner Wachheit zu prahlen. Ich bin auch nicht daran interessiert, mit völlig Fremden online in Dialoge über so tiefgreifende und ernste Angelegenheiten wie Rassismus zu treten. Dies führt zu mehr Frustration und Trennung zwischen Menschen.
Ich habe meine eigenen Erfahrungen, Gedanken und Meinungen zu vielen sozialen Fragen und ich werde sie hier nicht plakatieren, damit einige Menschen „mich mehr lieben“. Sie kennen mich nicht. Und ich sie nicht.
Back on track
Jemanden zu verurteilen, der nicht in meine Form der Wertvorstellungen passt, ohne den persönlichen Kontext zu kennen, war eine große Schwäche meines Charakters. Ich werde mich nicht mehr an emotionalen Dramen über Rassismus in den sozialen Medien beteiligen. Diese Woche habe ich mich auf das konzentriert, was ich am besten kann: Frauen unterstützen, sich mit ihrem Herzen zu verbinden, ohne die Herkunft der Frauen in meinem Profil als „Beweis“ für meine anti-rassistische Haltung zu nutzen. Ich werde die schwarzen Frauen in meinem Umfeld nicht benutzen. Ich übernehme Verantwortung für mein EIGENES Leben und Handeln. Es gibt Frauen, die nach meiner Unterstützung suchen. Und das 99,9 Prozent außerhalb von Instagram.
Ich werde von meinen Schwestern lernen und gut zuhören.
In Demut,
Kati
PS: Seit Juni finden unsere Löwenschwestern-Treffen in gewohnter Form statt: Das heißt, wir treffen uns wieder persönlich. Wenn du im Kreise deiner Schwestern den Weg zu deinem Herzen wieder freilegen möchtest, komm gerne vorbei. Nächster Termin: 2. Juli 2020.
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