Mit 36 Jahren zum zweiten Mal geboren
Feierst du dich selbst?
Selbstliebe ist leicht, wenn es um nichts geht. Aber gelingt sie uns gegenüber Menschen, die wir lieben? Ich erzähle dir, warum heute an meinem Geburtstag ein neues Leben für mich beginnt.
In unserer Kultur ist es üblich, andere Menschen an ihrem Geburtstag mit Geschenken zu überraschen. Bei mir war es anders. Ich erhielt sie schon ein paar Tage zuvor. Zwei, mir sehr nahe stehende Menschen haben mich in den letzten Tagen sehr glücklich gemacht. Der eine fragte mich, wie ich denn meinen Geburtstag feiern möchte. Ich fragte etwas verwundert zurück: „Was soll ich da denn feiern?“ War ich mir doch ziemlich sicher, dass dieser Tag heute nichts Besonderes und wie jeder andere sein würde. Seine Antwort kam unmittelbarer und tiefgründiger, als ich es in diesem Moment erwartet hatte: „That you were born.“
Es verschlug mir die Sprache. Denn er meinte es genauso, wie er es sagte. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. So stand ich da, an der Hauswand gelehnt, und wusste nicht, ob meine Sprachlosigkeit aus purer Dankbarkeit für seine Wertschätzung und Liebe entstand oder aus Scham, weil er mich an meine Demut vor dem Leben und an meinen Selbstwert erinnerte. Vielleicht war es beides.
Ein Geschenk mit rosa Schleifchen
Der andere Mensch verpackte sein Geschenk für mich etwas aufwendiger. Wir sprachen ebenfalls über Selbstliebe. „Dieses Gefühl wünsche ich dir auch. (…) Dabei wünsche ich dir den Mut und das Vertrauen in dein Selbst.“ Doch mit seinen Herzenswünschen war sein Geschenk noch nicht komplett. Er gab mir etwas viel Wertvolleres.
Er wünschte sich etwas von mir, dass sich für mich nicht gut anfühlte. Denn es stimmte nicht mit meinen Werten überein. Und weil dieser Mensch mir so unendlich viel bedeutet, machte es die Situation nur noch schwieriger für mich. Ich rang mit meiner Entscheidung, sah alte Erfahrungen aus meinem Leben vor meinem inneren Auge auftauchen wie Perseiden in der Sternschnuppennacht. Wie oft hatte ich mich schon selbst verraten und mich gegen meine Werte gestellt? Wie oft hatte ich schon etwas Ungewolltes getan aus Angst, dass Verbindungen abreißen könnten? Gerade bei Menschen, die wir lieben, fällt es uns schwer, uns entgegen ihren Vorstellungen selbst treu zu bleiben.
Mut tut gut
Der Tag der Entscheidung kam. „Es ist Zeit, ganz aufzuwachen“, hörte ich mich zu mir selbst sagen. Dank meiner spirituellen Lehrer fühlte ich mich mutig, einmal mehr JA zu mir selbst zu sagen. Ein klares und lautes JA zu mir. Denn Selbstliebe ist für mich nicht einfach nur ein Modewort ohne Bedeutung. Es ist meine tägliche Trainingseinheit in Selbstverantwortung und Selbstachtung auf der Übungsmatte des Lebens. Meine Selbstliebe und ich treffen uns schon seit ein paar Jahren im Bootcamp. Ich fühle, wie weit ich schon gekommen bin. Doch diese Übungseinheit war herausfordernder als die zuvor. Ich schaute einem geliebten Menschen ins Gesicht und musste mich entscheiden zwischen Liebe oder Angst. Am Mattenrand saßen Schuld und Scham und warteten darauf, wie ich mich entscheiden würde. Der Preis, den ich für diese Entscheidung zahlte, war hoch. Aber die Belohnung auch.
Warum erzähle ich das alles? Was hat das mit meiner zweiten Geburt zu tun?
Veit Lindau hat einmal gesagt: „Deine erste Geburt ist, wenn du auf diese Welt kommst. Deine zweite, wenn du verstehst, warum du hier bist.“ Ich erlebe erst seit kurzer Zeit, wie es ist, mit mir selbst verbunden zu sein. Ich habe hart dafür gekämpft, den Zugang zu meinen Gefühlen und meiner Intuition wieder frei zu legen. Dieser war unter den Erfahrungen und Ängsten viele Jahre verschüttet. Mit dieser Verbindung zu mir erlebe ich mein Leben völlig neu. Ich fühle mich noch einmal wie neu geboren. 36 Jahre später als ich hierher gekommen bin. Denn ich kenne jetzt den Grund. Ich bin hier, um zu lieben. So langsam verstehe ich die Worte von Thich Nhat Hanh, der sagte: „Solange wir uns selbst Schaden zufügen, können wir den anderen nicht lieben.“ Ich hörte auf, mir selbst zu schaden und öffnete damit mein Herz für wahre Liebe. Der Inhalt des Geschenks kam zum Vorschein: Ohne Selbstliebe keine Liebe.
Grund genug zum Feiern „that I was born“.
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